Fuad Rifka

Gast beim ilb 2004

Fuad Rifka wurde 1930 in Syrien geboren. In den

vierziger Jahren übersiedelte er mit seiner christlichen Familie in den Libanon. Er studierte Philosophie in Beirut, 1965 promovierte er über die Ästhetik Martin Heideggers in Tübingen. Seit 1966 unterrichtet er Philosophie an der Lebanese American University Beirut. Diese Tätigkeit wurde ergänzt durch zahlreiche Lehr- und Forschungsaufenthalte in den USA, Großbritannien, Italien und Deutschland. Bis heute nehmen die deutschen Philosophen einen festen Platz in seinem Lehrplan ein. Sein leidenschaftliches Interesse für deutsche Dichter und Denker basiert auf einer zufälligen Entdeckung im Goethe-Institut Beirut vor mehr als vierzig Jahren. Rifka stieß dort auf eine englische Ausgabe der „Duineser Elegien” von Rilke. Dieser Gedichtband beeindruckte ihn nachhaltig und weckte in ihm den Wunsch, „deutsche Lyrik ins Arabische zu übersetzen, um sie der gesamten arabischen Welt zugänglich zu machen”. Die Übertragung von zeitgenössischer Dichtung ins Arabische war auch eines der erklärten Ziele des Kreises um die avantgardistische Lyrikzeitschrift „Shi’r” (Ü: Poesie), die 1957 u. a. von Yusuf al-Khal, Adonis und Fuad Rifka ins Leben gerufen wurde. Das zentrale Anliegen von „Shi’r” war nichts Geringeres als die Revolutionierung der klassischen arabischen Dichtung, die thematisch und formal strengen Regeln unterworfen ist, hin zu einer freieren, experimentellen Dichtung.

Rifkas erster eigener Gedichtband erschien 1961. Weitere Gedichte und Essays sowie Übersetzungen aus dem Deutschen und Englischen folgten.1993 erschien eine arabische Bibelübersetzung, an der Rifka beteiligt war. Aus dieser Arbeit resultierte 1994 eine Publikation, in der Rifka 365 biblische Geschichten für Kinder erzählte. In seiner Dichtung ist Fuad Rifka fortwährend auf der Suche nach dem „absoluten Gedicht”. Er verzichtet radikal auf Ornamente. Seine Liebe zur Natur fasst er ebenso wie die Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit in kurze, verdichtete Verse. In der betont schlichten Sprache zeigt sich der Wunsch, durch Reduzierung in die Tiefe zu dringen, gleichsam hinter die Worte. Fuad Rifka sieht es so: „Ich habe in allen meinen Werken nur an einem Gedicht geschrieben – um es immer klarer zu fassen.” 2002 erschien unter dem Titel „Das Tal der Rituale” in einer zweisprachigen Ausgabe eine Auswahl von Gedichten aus den letzten fünfzehn Jahren.

Für seine Übertragungen deutscher Lyrik ins Arabische, darunter Goethe, Hölderlin, Novalis, Rilke und Trakl, wurde er 2001 von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung mit dem Friedrich-Gundolf-Preis ausgezeichnet. Ein Jahr später wurde er zum Mitglied der Akademie gewählt. Fuad Rifka lebt in Beirut.

© internationales literaturfestival berlin

BIBLIOGRAFIE:
Tagebuch eines Holzsammlers
Heiderhoff
Eisingen, 1990
Übersetzung: Ursula und Simon Yussuf Assaf
Gedichte eines Indianers
Heiderhoff
Eisingen, 1994
Übersetzung: Ursula und Simon Yussuf Assaf
Das Tal der Rituale
Straelener Manuskripte
Straelen, 2002
Übersetzung: Ursula und Simon Yussuf Assaf, Stefan Weidner 

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